Wer war Charlotte Uhse?
Charlotte Uhse wurde 1909 geboren und lebte mit ihrem Ehemann Heinz Uhse nach dem Ende des 2. Weltkriegs im Ostsektor von Berlin.
Da sie sich mit den dortigen politischen Verhältnissen nicht abfinden wollte, schloss sie sich der Opposition gegen das DDR-Regime an und fiel diesem bald durch gegen die Regierung gerichtete Plakat-Aktionen auf. Wie ihr Ehemann auch, wurde sie verhaftet und nach langer Untersuchungshaft zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Dort verbrachten sie viele Jahre ihres Lebens in Arbeitslagern.
Erst Mitte der 50er Jahre, nach der begonnenen Entstalinisierung, als auch die Verbrechen aus der Stalin-Zeit veröffentlicht und verurteilt wurden, kam das Ehepaar Uhse frei und zog nach Halstenbek bei Hamburg. Hier arbeitete Charlotte Uhse als Sozialfürsorgerin und kümmerte sich um alte, gebrechliche und bedürftige Menschen. Auch die Betreuung von Mündeln wurde ihr übertragen.
In Hamburg entwickelte Charlotte Uhse eine große Vorliebe für das Ballett und für das Tanztheater. Nach dem Tod ihres Mannes trat sie den Ballettfreunden Hamburg e.V. (ehemals: Kreis Hamburger Ballettfreunde) bei, der 1976 ins Leben gerufen wurde. Als Mitglied nahm sie regen Anteil am Vereinsleben und besuchte mit den Ballettfreunden viele Ballettveranstaltungen in aller Welt. Nur auf Reisen nach Russland verzichtete sie aufgrund der traumatischen Erfahrungen in den sibirischen Arbeitslagern. Ballett wurde ihr Leben und ihr Interesse an dieser Kunstform immer größer. Ihrer sozialen Ader entsprechend half sie bald bei finanziellen Problemen der Ballettschüler:innen an der Hamburgischen Staatsoper aus. Noch bevor es in Hamburg eine reguläre Förderung für die Ballettschule am Hamburg Ballett gab, wurde Charlotte Uhse in Eigeninitiative und mit eigenen Mitteln tätig. So ermöglichte sie einem Schüler aus Österreich beispielsweise den Abschluss seiner Ausbildung an der Hamburger Ballettschule.
Mit der Zeit verfestigte sich Charlotte Uhses Idee, den Ballettnachwuchs in Hamburg langfristig zu fördern. Sie stellte sich alsbald die Frage, was zu tun sei, um ihr kleines Vermögen nach ihrem Tod dauerhaft zur Förderung des Ballettnachwuchses zu verwenden. Bereits 1979 wurde eine Satzung für die Charlotte Uhse-Stiftung vorbereitet, die gemäß ihres Testaments 1988 nach ihrem Tode errichtet wurde.